Künstliche Intelligenz verantwortungsvoll nutzen – Dortmund zeigt, wie es geht

Lichtinstallation an der ehemaligen Union-Brauerei in Dortmund
Wie Städte Künstliche Intelligenz mit Augenmaß, sicher und bürgernah einsetzen können, ist aktuell u.a. in der Stadt Dortmund erfahrbar. Städtetag aktuell hat KI-Manager und Soziologe PD Dr. Athanasios Karafillidis befragt und wollte wissen, warum Transparenz und Beteiligung dafür ebenso zentral sind, wie die gezielte Unterstützung durch Land und Bund.
Wo sehen Sie das größte Potenzial für den Einsatz von KI in Ihrer Stadt und welche aktuellen KI-Projekte bringen Sie aktuell voran?
Es gibt im Grunde drei Bereiche, in denen die Potenziale eines Einsatzes von KI-Systemen für uns deutlich werden: Große Sprachmodelle für interne Tätigkeiten, Chatbots für externe Kommunikation und spezifische Lösungen für Fachbereiche. In diesem Rahmen befassen wir uns intensiver mit konkreten Lösungen und planen entsprechende Projekte.
Unser Fokus liegt momentan – wie bei fast allen Kommunen – auf LLMs, also auf KI-Systemen vom Typ ChatGPT. Das umfasst die Schaffung datenschutzkonformer und sicherer Zugänge für alle Beschäftigten und Projekte, die unseren Datenbestand "ansprechbar" machen. Dazu dient der Aufbau eines internen GPT sowie eines darauf basierenden Dokumenten- und Wissensmanagements. Darüber hinaus können Chatbots zur Kontaktaufnahme von Bürger*innen mit der Verwaltung das Anrufaufkommen stark reduzieren, die Beschäftigten merklich entlasten und Anfragen erleichtern.
Ein großes Potenzial sehen wir allerdings auch bei spezifischen KI-Lösungen für Fachbereiche, die sich mit nicht-kritischer Infrastruktur befassen. Das umfasst unter anderem den ganzen Bereich der Stadtentwicklung und Mobilität. Hier wollen wir Machine Learning einsetzen, um beispielsweise Verkehrsströme und Parkplatznutzung zu optimieren, Geo- und Klimadaten auszuwerten, die Auslastung von Spielhäusern und Schwimmbädern zu planen oder um den Zustand von Straßen, Kanälen und Brücken zu überwachen.
Generell gilt, dass das Potenzial überall dort hoch ist, wo zuverlässige KI-Systeme auf sehr konkrete Aufgaben der Verwaltung treffen. Um beides angemessen einschätzen zu können, bauen wir eine KI-Governance auf, die uns in dieser Hinsicht institutionell, organisatorisch und praktisch entscheidungsfähig macht.
Wie gehen Sie mit Vorbehalten und Sorgen der Bevölkerung hinsichtlich der KI-Nutzung um?
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Stadt Dortmund
"Wir versuchen den Vorbehalten ebenso wie den Hoffnungen der Bevölkerung mit Transparenz und Information zu begegnen."
Bürger*innen erfahren von uns, wo und wie KI eingesetzt wird, welche Vorteile sie bieten kann und welche Grenzen damit verbunden sind.
Das geschieht unter anderem durch unsere Leitlinie "KI verantwortlich gestalten", die im Herbst auf unserer Internet-Seite veröffentlicht wird. Wir wollen damit eine Orientierung anbieten und deutlich machen, dass wir auch die Vorbehalte kennen, wenn es um Datenschutz, IT-Sicherheit oder Fairness geht und deshalb besonders darauf achten. Insbesondere schließen wir aus, dass KI-Systeme bei uns selbständig entscheiden dürfen. Wir machen außerdem deutlich, dass wir immer ansprechbar bleiben.
Wenn möglich beziehen wir unsere Bürger*innen aktiv mit ein. Wir haben einen Mitmach- und Innovationsort in der Innenstadt (der "Projektor"), in dem Veranstaltungen zum Thema KI stattfinden. Die VHS, die Stadt- und Landesbibliothek, das Wissenschaftsreferat und unsere Wirtschaftsförderung machen ebenfalls Angebote, in denen KI unterschiedlichen Zielgruppen auf vielfältige Weise nähergebracht wird. Bürger*innen haben an diesen Orten und zu diesen Anlässen die Gelegenheit, untereinander und mit uns in die Diskussion zu gehen.
Was wünschen Sie sich für die Stadt Dortmund von Land und Bund, um bei der KI-Nutzung besser und souveräner handeln zu können?
Die existierenden rechtlichen Rahmenbedingungen adressieren meistens Unternehmen oder gar globale KI-Player. Sie gehen an der kommunalen Realität daher etwas vorbei. Das fängt schon mit der Klassifizierung von KI-Systemen nach ihrem Risiko im AI Act an. Es gibt eindeutige Fälle, aber auch viele Grauzonen, gerade wenn es in den Hochrisikobereich geht. Kommunen können letzte Sicherheit über den Einsatz von KI-Systemen mit möglicherweise hohem Risiko jedoch nur dann haben, wenn ihre Entscheidung in irgendeiner Form durch die Länder oder den Bund gedeckt wird.
Es braucht außerdem deutliche Investitionen in digitale Infrastrukturen. Ich wünsche mir in dieser Hinsicht eine Plattform, auf die Kommunen zugreifen können, um standardisierte, BSI-zertifizierte und rechtssichere KI-Lösungen unkompliziert nachnutzen zu können. Wenn dazu noch Programme kommen, die den Austausch von Erfahrungen, Standards und erfolgreichen KI-Anwendungen zwischen Städten, Ländern und dem Bund ermöglichen, hätten wir eine angemessene technische und organisatorische Grundlage geschaffen, um KI souverän, verantwortungsvoll und nachhaltig erfolgreich zu nutzen.
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Dieser Text ist erschienen in Städtetag aktuell 5|2025, Schwerpunkt KI in Kommunen
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Metro Hopper – stock.adobe.com
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Zum Schwerpunkt "Künstliche Intelligenz in der kommunalen Praxis" hat der Deutsche Städtetag Best Practices aus den Mitgliedsstädten gesammelt. Vorgestellt werden Beispiele aus den Bereichen Bürgerservice und Verwaltung, Entsorgung und Versorgung, öffentliche Sicherheit, Katastrophenschutz, Stadtentwicklung, Klima und Umwelt sowie Verkehr.
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