Littering-Fonds sollte ausgeweitet werden
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Frank Nürnberger
"Die Städte müssen Jahr für Jahr mehr Geld in die Hand nehmen, um die Flut von weggeworfenem Einweg-Müll, Zigarettenkippen und Kaugummis in den Griff zu bekommen."
Wilcken weiter: "In Deutschland werden beispielsweise jede Stunde rund 320.000 Einwegbecher für Heißgetränke verbraucht. Immer mehr Plastikflaschen, Getränkebecher und andere Verpackungen für To-Go-Lebensmittel verdrecken den öffentlichen Raum genauso wie privater Sperrmüll, Autoreifen oder Elektroschrott, die illegal in Grünflächen oder Wäldern landen. An solchen Orten will niemand sein.
Und für uns alle birgt dies enorme Risiken, wenn Mikroplastik oder Chemikalien in Böden und ins Grundwasser gelangen.
Littering ist vor allem in Großstädten ein Problem. Niemand sitzt gerne auf einer Parkbank, neben der sich die Pizzakartons stapeln. Der öffentliche Raum gehört allen Bürgerinnen und Bürgern. Wir alle müssen besser darauf Acht geben. Außerdem werden unnötig viele Ressourcen verbraucht für die Reinigung. Jedes Jahr steigen auch die Kosten, die unsere Städte für die Entsorgung von achtlos weggeworfenem Müll ausgeben müssen. Diese Wegwerfkultur müssen wir stoppen. Nur saubere Städte sind lebenswerte Städte.
Viele Städte praktizieren deshalb bereits verschiedene Ansätze, um Müllmengen zu reduzieren. Es gibt mediale Kampagnen, stadtweite Mehrwegangebote sowie Abfallberatungen, Mülldetektive und Bußgelder sowie Müllmelder-Apps. Damit werden wir das grundsätzliche Problem aber nicht in den Griff bekommen.
Selbst mit Video-Überwachung insbesondere an Glas- oder Altkleider-Containern werden wir diejenigen kaum aufspüren können, die ihren Müll dort hinwerfen. Zusätzliche Abfallbehälter sind an manchen Orten sinnvoll, aber sie helfen gerade nicht, die Wegwerfmentalität zu ändern. Einzelne Städte haben auch deshalb eine lokale Verpackungssteuer eingeführt oder prüfen das gerade.
Es ist auch richtig, dass endlich ein Einwegkunststofffonds kommt, an dem sich auch die Hersteller beteiligen sollen. Wer bestimmte Einweg-Produkte und To-Go-Becher herstellt und daran verdient, muss auch in den Littering-Fonds einzahlen und sich so an den Reinigungskosten beteiligen.
Der jetzt vom Bundestag beschlossene Littering-Fonds geht uns aber noch nicht weit genug. Ob der Einweg-Müll aus Plastik, Pappe oder Aluminium ist, macht für den Aufwand und die Kosten bei der Reinigung keinen Unterschied. Der Fonds sollte deshalb ausgeweitet werden auf mehr Einwegprodukte und auf mehr Materialien.
Sonst wird ein Einwegmaterial, das jetzt durch den Fonds teurer wird, womöglich einfach durch ein anderes ersetzt. Außerdem ist die Beantragung von Mitteln aus dem Fonds viel zu kompliziert. Das muss dringend einfacher werden."
Zum Artikel mit den Aussagen von Christine Wilcken auf www.rnd.de