Nach Gremiensitzungen in Berlin
01.07.2021

Impftempo nochmal steigern – Gefahr für vierte Welle minimieren

Auf akute Probleme in Urlaubsgebieten schnell reagieren
  • Porträt von Burkhard Jung, von 2019 bis 2021 Präsident des Deutschen Städtetages, ab 2021 Vizepräsident

Der Deutsche Städtetag fordert Bund und Länder auf, mit vorausschauenden Maßnahmen die Gefahr einer vierten Corona-Welle zu minimieren und das Impftempo nochmal zu steigern. Der Präsident des Deutschen Städtetages und Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung sagte nach Sitzungen von Präsidium und Hauptausschuss des kommunalen Spitzenverbandes: "Wir sind erleichtert, dass die Infektionszahlen rapide sinken und wieder mehr persönliche Begegnungen möglich sind. Die Bürgerinnen und Bürger haben zu diesem Erfolg beigetragen. Dafür wollen wir Danke sagen. Gemeinsam müssen wir jetzt die Gefahr einer vierten Welle im Herbst minimieren. Je höher die Infektionszahlen sind, mit denen wir in den September starten, desto gravierender werden die Beschränkungen im Herbst werden. Meine dringende Bitte an die Menschen ist: Genießt die zurückgewonnenen Freiheiten, aber bitte verantwortungsvoll.

Ob in Urlaub fahren oder zu Hause den Sommer mit Freunden genießen und feiern: Am besten ist das mit Impfung oder zumindest mit tagesaktuellen Tests, auch wenn es nicht verpflichtend ist. Unser Verhalten im Sommer entscheidet darüber, ob wir im Dezember Weihnachtsmärkte besuchen können.

Außerdem müssen wir alle gemeinsam es schaffen, das Impftempo noch zu steigern. Die kommunalen Impfzentren machen da gerne in den kommenden Wochen weiter mit. Dafür brauchen wir genug Impfstoff. Wir brauchen die Herdenimmunität so schnell wie möglich. Wir müssen  im Wettlauf mit neuen Virusvarianten die Nase vorn behalten.

Die Pandemie kann nur effektiv eingedämmt werden, wenn die Bereitschaft zum Impfen möglichst hoch gehalten wird. Das Impfen ist auch eine Frage der Solidarität. Denn jede Impfung zählt, um eine Rückkehr zur Normalität zu erreichen. Hierzu braucht es frühzeitig Strategien."

Umgang mit Reiserückkehrern

Für vorausschauendes und rasches Handeln plädieren die Städte, wenn sich wieder akute Probleme in Urlaubsgebieten zeigen. "Entbehrungen während der Pandemie gab es mehr als genug. Deshalb ist es völlig verständlich, dass die Menschen in den Urlaub fahren und Erholung suchen. Doch daraus darf kein Bumerang werden. Wichtig ist es, dass sich Reiseheimkehrer darüber bewusst sind, dass die Gefahr von Infektionen nicht gebannt ist und sich deshalb verantwortungsvoll verhalten. Lieber erst einmal einige Tage nach Rückkehr freiwillig Kontakte reduzieren, Maske tragen, testen lassen.

Der Bund muss vor allem  gut beobachten und schnell und vorausschauend reagieren. Wenn in bestimmten Ländern mit vielen Urlaubern neue Virusvarianten auf dem Vormarsch sind und die Inzidenzen steigen, muss der Bund die Testpflicht und Quarantäne zügig in der Einreiseverordnung anpassen", so Jung. Für mehr Sicherheit seien die Reisenden allerdings auch mitverantwortlich. Die Pandemie ist noch nicht vorbei. Und Reiserückkehrer aus Hochrisiko- oder Virusvariantengebieten müssen die Quarantänepflichten unbedingt einhalten.

Sichere Rückkehr in Schulen und Kitas nach der Sommerpause

Die Städte werden den Sommer nutzen, damit Schutz- und Hygienemaßnahmen in den Schulen zum Beginn des neuen Schuljahres stimmen. An Bund und Länder appellieren die Städte, eine einheitlich abgestimmte Haltung für den Beginn des neuen Schul- und Kitajahres zu entwickeln.

Viele Experten befürchten, dass die Infektionen nach den Ferien in Kitas und Schulen wieder ansteigen. Deshalb fordert Städtetagspräsident Jung: "Kinder, Eltern und Lehrerinnen und Lehrer brauchen einen geordneten Beginn des neuen Schul- und Kitajahres nach dem Sommer. Es darf keine Überraschungen und kein Durcheinander für Schulen und Kitas geben. Die Impfquote kann aufgrund fehlender Impfstoffe für Kinder nur niedrig sein. Deshalb müssen wir weiter flächendeckend testen. Das ist das beste Instrument, um frühzeitig Infektionen zu entdecken. Wenn die Welle erst einmal rollt, ist es zu spät."

Jung betonte, Jugendliche und junge Erwachsene hätten sich in der Corona-Epidemie solidarisch mit den Älteren und Schwachen gezeigt. Sie haben sich an Corona-Beschränkungen gehalten, die in diesem Lebensalter die Lebensqualität in besonderer Weise beeinträchtigen. "Nun ist es an der Zeit, Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Möglichkeit zu geben, sich in größerer Zahl zu treffen, Freude zu haben und Lebensqualität zurück zu bekommen. Einige Städte haben hierfür bereits Konzepte erarbeitet", so Jung. Bund und Länder seien gefordert, die rechtlichen Rahmenbedingungen des Infektionsschutzes so auszugestalten, dass sie diese Konzepte ermöglichen.

Mobile Impfteams gezielt einsetzen

Die Impfkampagne muss auch im Herbst weitergehen, machte der Städtetag deutlich. Städtetagspräsident Jung sagte: "Wenn allen Impfwilligen ein Angebot gemacht werden konnte, darf die Impfkampagne nicht einfach abbrechen. Wir müssen mehr Menschen ansprechen, die sich beim Impfen bisher zurückhalten. Wir müssen ihnen niedrigschwellig Angebote machen. Wir wollen stärker auf schwer erreichbare Menschen in benachteiligten Stadtteilen zugehen. Mobile Impfteams können beispielsweise gezielt wohnungslose Menschen ansprechen oder Auffrischungsimpfungen in Alten- und Pflegeheimen übernehmen."