Wohnungsbau
02.01.2024

"In Deutschland könnte reichlich gebaut werden"

Oberbürgermeister Markus Lewe, Präsident des Deutschen Städtetages, im Gespräch mit der Augsburger Allgemeinen
  • Porträtbild von Markus Lewe, Präsident des Deutschen Städtetages

Augsburger Allgemeine: Herr Oberbürgermeister, die Wohnungsbaupolitik verfehlt ihre Ziele drastisch: Statt der angepeilten 400.000 neuen Wohnungen wurden 2023 nur 245.000 gebaut, Fachleute erwarten einen weiteren Rückgang bis 2025 voraussichtlich auf nur noch 200.000. Was bedeutet das für die Städte?

Markus Lewe: Die Krise im Wohnungsbau verschärft sich von Tag zu Tag: Es werden immer weniger neue Aufträge vergeben und immer weniger Wohnungen fertiggestellt.

In Deutschland könnte reichlich gebaut werden, wenn die wirtschaftlichen und finanziellen Rahmenbedingungen stimmen. Denn die Kommunen haben ihre Hausaufgaben gemacht: Mehr als 800.000 von den Städten und Landkreisen genehmigte Wohnungen warten derzeit darauf, gebaut zu werden.

Augsburger Allgemeine: Besonders dramatisch wirkt die Zahl im sozialen Wohnungsbau. Nur ein Viertel der geplanten 100.000 neuen günstigen Wohnungen wird noch gebaut, obwohl der Bund zusätzliche Milliarden für den sozialen Wohnungsbau versprochen hat. Was müsste hier jetzt getan werden?

Markus Lewe: Das Ziel ist klar: Wir wollen und brauchen mehr bezahlbaren Wohnraum. Dennoch gibt es aller Förderung zum Trotz immer weniger Sozialwohnungen. Denn bestehende Wohnungen fallen aus der Förderung und für neue muss gegen Marktpreise angefördert werden. Gleichzeitig wird das Bauland immer rarer und teurer. Das muss sich ändern.

Immer mehr Menschen suchen preiswerte Wohnungen. Und der Neubau stockt. Deshalb müssen wir auch Bestandswohnungen als Sozialwohnungen nutzen und sanieren. Das müssen Bund und Länder mit ihren Fördermitteln ermöglichen.

Und wir müssen es schaffen, dass der Wohnungstausch in den Städten besser klappt.

Augsburger Allgemeine: Wie soll das funktionieren? Ein Umzug rechnet sich selten …

Markus Lewe: Einige Ideen gibt es: Umzugslotsen könnten helfen, den vorhandenen Wohnraum besser zu verteilen, also die große Wohnung für die Familie mit Kindern und die kleine Wohnung für die Seniorin. Auch Umzugskosten könnten bezuschusst werden durch Fördermittel. Auch eine Fehlbelegungsabgabe wäre zu prüfen. Dann würden Mieterinnen und Mieter, die für ihre Sozialwohnung inzwischen zu viel verdienen, eine Abgabe zahlen. Die könnte dann wiederum in Sozialwohnungen investiert werden, wie das bereits in Hessen und Rheinland-Pfalz der Fall ist.

Zum vollständigen Interview mit Markus Lewe auf www.augsburger-allgemeine.de