Städtetag aktuell 4|2025
25.08.2025

Technisch-logistische Hilfe vor Ort: THW leistet Zivil- und Katastrophenschutz

Von Sabine Lackner, THW

Bei Katastrophen jeder Art leistet die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) seit 75 Jahren deutschlandweit technisch-logistische Hilfe. Die Auslöser für den Einsatz unserer Helferinnen und Helfer sind vielseitig: Starkregen, Hochwasser und Waldbrände – um nur einige Beispiele zu nennen. Das Spektrum der Einsatzoptionen ist breit gefächert, wobei unsere Stärken insbesondere in der Technischen Hilfe, Logistik, Notversorgung und Notinstandsetzung sowie Führung und Kommunikation liegen. Mit diesen Fähigkeiten unterstützen wir im Einsatz beispielsweise die örtlichen Feuerwehren sowie andere Bevölkerungsschutzorganisationen.

Die rund 88.000 ehrenamtlichen THW-Kräfte engagieren sich in 669 Ortsverbänden. Diese sind über das gesamte Bundesgebiet verteilt, sodass in nahezu jedem Landkreis ein THW-Ortsverband ansässig ist. Das sorgt dafür, dass wir nach Anforderung durch Verwaltungen, Behörden und Organisationen schnell vor Ort sind, um direkte Hilfe zu leisten.

THW-Einsatzoptionen

In den vergangenen 75 Jahren haben die Einsatzkräfte des THW eine Vielzahl an Herausforderungen bewältigt. Möglich machen das unsere insgesamt 25 verschiedenen Arten von Teileinheiten – jede mit spezialisierter technischer Ausstattung und speziell ausgebildeten Einsatzkräften. All unsere Einheiten kamen beispielsweise nach dem verheerenden Starkregen "Bernd" im Sommer 2021 zum Einsatz. Insgesamt waren 17.000 THW-Kräfte etwa 2,7 Millionen Stunden an Ahr und Erft im Einsatz. Die Helferinnen und Helfer retteten Menschen, bargen Sachwerte und pumpten Wassermassen ab. Außerdem bauten sie Behelfsbrücken und Übergänge, um eine funktionierende Infrastruktur sicherzustellen. Zu unseren Aufgaben gehörte es auch, Trinkwasser aufzubereiten und zu verteilen sowie Ersatzstromversorgungen aufzubauen.

Das THW vor Ort

Die Aufgliederung des THW in 669 Ortsverbände ermöglicht eine regional-bedarfsorientierte Ausstattung: Ortsverbände in der Nähe von Gewässern verfügen beispielsweise häufig über eine mit Booten ausgestattete Fachgruppe, um von Hochwasser eingeschlossene Menschen in Sicherheit zu bringen. Je nach Anforderung können Expertinnen und Experten sowie spezialisierte Fachzüge variabel zusammengesetzt werden. Die Grundausstattung und -ausbildung ist in allen Ortsverbänden gleich. Dieser bundesweit gleiche und modulare Aufbau ermöglicht eine problemlose Zusammenarbeit zwischen Ortsverbänden – auch überregional.

Damit wir vor Ort zu jeder Zeit einsatzbereit bleiben, begann in diesem Jahr die Umsetzung des bundesweiten THW-Bauprogramms. Die Ortsverbände sind gewissermaßen die "Heimat" unserer ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Dort finden beispielsweise ihre Ausbildung sowie Übungen statt und von dort gehen sie in den Einsatz. Viele Ortsverbände haben allerdings Gebäude, die in den vergangenen Jahrzehnten in die Jahre gekommen sind und nicht mehr über ausreichend Platz für die wachsende Zahl an Helferinnen und Helfern sowie die größer werdenden Geräte und Fahrzeuge verfügen. Um dem entgegenzusteuern, erhalten zunächst mindestens 30 Ortsverbände bundesweit neue, moderne Liegenschaften. Eine serielle, systematisierte Bauweise ermöglicht, dass die Bauzeit für die neuen Gebäude jeweils nur wenige Monate beträgt.

Landkreise, Städte und Gemeinden können das THW im Rahmen der Amtshilfe anfordern, sollten sie in Katastrophenlagen unsere Einsatzoptionen benötigen. Leistet das THW Amtshilfe, so können wir auf die Erstattung von Auslagen verzichten, wenn Gefahrenabwehrbehörden die Auslagen selbst tragen müssen. Erforderlich dafür ist ein öffentliches Interesse. Für Landkreise, Städte und Gemeinden, die uns anfordern, entstehen also unter diesen Voraussetzungen im Nachgang keine Kosten – so ist es im THW-Gesetz vorgesehen.

Zivilschutz durch hybride Bedrohungen im Fokus

Durch den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine ist das Thema Zivilschutz zuletzt auch in Deutschland wieder vermehrt in den Fokus gerückt. Auch wenn wir uns in Zeiten des Friedens vermehrt auf den Katastrophenschutz konzentriert haben, ist Zivilschutz seit jeher unser gesetzlicher Auftrag: Das THW wurde vor 75 Jahren gegründet, um die Zivilbevölkerung vor Kriegseinwirkungen zu schützen und die Folgen von Krieg zu beseitigen.

Im Katastrophenschutz haben wir in den vergangenen Jahren unsere Fähigkeiten zur Notversorgung und -instandsetzung Kritischer Infrastrukturen (KRITIS) ausgebaut. Das trägt dazu bei, dass wir breite Kompetenzen im Bereich Zivilschutz haben: Beispielsweise können wir Trinkwasserversorgung oder Ersatzstromversorgung sicherstellen. Ob der Auslöser für die Ausfälle ein Hochwasser oder eine Sabotage am Strom- oder Wasserwerk war, ist für unseren Einsatz von nachgeordneter Bedeutung. Einen wichtigen Beitrag zum Zivilschutz leisten wir durch unsere Einsatzbereitschaft und Handlungsfähigkeit. Durch gezielte Schulungen und Übungen zum Thema Zivilschutz können wir diese stärken und somit auch die Resilienz aller THW-Angehörigen. Das macht uns zu einem verlässlichen Partner für Bund, Länder und Städte.

Sabine Lackner
Präsidentin Technisches Hilfswerk (THW)

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Dieser Text ist erschienen in Städtetag aktuell 4|2025, Schwerpunkt Bevölkerungsschutz

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