Mobilitätswende braucht finanzstarke Städte
In vielen Städten wird deutlich: Das Konzept der autogerechten Stadt hat keine Zukunft mehr. Viele europäische Metropolen machen es vor. Wir brauchen mehr Platz für Begegnungen von Menschen und für alternative Mobilitätsarten. Das Herzstück in den Städten muss der Umweltverbund sein, der öffentliche Nahverkehr, das Radfahren und Zufußgehen. Soweit aber sind wir noch lange nicht. Damit das gelingt, müssen wir den Menschen Angebote für Alternativen zum Auto machen. Mit Restriktionen allein lässt sich das Ziel nicht erreichen. Die Angebote müssen einfach, attraktiv und bezahlbar sein.
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Frank Nürnberger
Dabei geht es nicht darum, Autos ganz aus den Städten zu verdrängen – alle, die auf das Auto angewiesen sind, werden auch in Zukunft in die Städte kommen können. Und auch die Anlieferung wird gesichert sein. Unnötige Fahrten durch die Innenstadt wollen wir aber vermeiden. Dafür gibt es bereits in einer Reihe von Städten intelligente Verkehrsmodelle zum Beispiel für die letzte Meile.
In so genannten City-Hubs deponieren mehrere Paketdienste ihre Sendungen für die direkte Umgebung. Wenn das mit leisen, saubere Leichtfahrzeugen sogar in der Nacht geschieht, wird die Schadstoffbelastung gesenkt und der Verkehr vor Ort entlastet. Die Zustellung vom Hub zum Empfänger mit elektrischen Lastenrädern wird beispielsweise im Heidelberger Projekt „Intelligente City-Logistik Altstadt“ praktiziert. Möglicherweise lassen sich mancherorts auch leerstehende Kaufhäuser oder Parkhäuser für die City Hubs umfunktionieren?
Innovative Lösungen ausprobieren
Wir alle wissen, die Verkehrssituation ist von Stadt zu Stadt unterschiedlich. Nötig sind deshalb passgenaue Konzepte vor Ort und ein Mix aus innovativen Lösungen. In vielen Städten wird intensiv an Mobilitätsangeboten und Verkehrskonzepten der Zukunft gearbeitet. Denken Sie an die Verlagerung auf umweltschonende Verkehrsträger, an Verkehrsvermeidung, an den Einsatz klimaneutraler Antriebe, Car- und Bikesharing-Konzepten und bessere Parkraumbewirtschaftung.
Die Städte tun viel für den Wandel, im Kleinen wie im Großen. In vielen Städten gibt es an Ampeln Vorrang für Busse und Bahnen sowie gesonderte Grünphasen oder abgegrenzte Bereiche für Radfahrende und Fußgänger. Das macht den Verkehr sicherer. Etliche Städte stellen ihre Flotten aus Bussen und Nutzfahrzeugen auf umweltfreundliche Antriebe wie Elektro oder Wasserstoff um.
Damit neue Ideen und Konzepte erprobt und entwickelt werden können, muss jedoch der Rahmen stimmen. Bislang sind viele gute Ideen nicht umsetzbar, weil die Gesetze das nicht hergeben. Zum Beispiel können wir immer noch nicht Tempolimits und Mischverkehrsflächen überall dort einsetzen, wo sie wirklich gebraucht werden. Das ist doch völlig aus der Zeit gefallen. Das Straßenverkehrsrecht setzt den Städten noch immer viel zu enge Grenzen – auch nach der jüngsten Novelle der Straßenverkehrsordnung. Städte wissen, was vor Ort erforderlich ist. Und die örtliche Politik ist nah am Menschen und demokratisch legitimiert. Nichts spricht gegen mehr Entscheidungs- und Gestaltungsspielräume für die Städte. Im europäischen Ausland haben die Behörden da auf lokaler Ebene oft mehr Handlungsmöglichkeiten.
Den vollständigen Beitrag von Helmut Dedy lesen Sie in der Ausgabe 5/6 von stadt+werk.