Arbeitszeitgesetz
04.12.2023

"Sonntagsöffnung von Bibliotheken bundesweit ermöglichen"

Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, gegenüber der Funke Mediengruppe

Der Deutsche Städtetag spricht sich dafür aus, dass öffentliche Bibliotheken auch an Sonntagen öffnen dürfen. Die Städte sollten künftig selbst entscheiden können, ob und wie oft sie ihre Büchereien sonntags öffnen. Das würde mehr Menschen den Zugang zu kostenlosen Kultur- und Bildungsangeboten ermöglichen. Die Bundesregierung muss dafür das Arbeitszeitgesetz entsprechend anpassen. Dazu sagte Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, gegenüber den Zeitungen der FUNKE Mediengruppe:

  • Porträtbild von Helmut Dedy

"Öffentliche Büchereien sind die am stärksten genutzten Bildungs- und Kultureinrichtungen in den Städten, aber gleichzeitig fast die einzigen, die sonntags nicht öffnen dürfen. Das passt nicht zusammen. Opernhäuser, Museen und Theater sind an Sonntagen geöffnet, Schwimmbäder, Kinos und Konzerthäuser auch. Selbst wissenschaftliche Bibliotheken dürfen sonntags öffnen. Nur öffentlichen Bibliotheken ist das immer noch gesetzlich verboten.

Die Städte sollten künftig selbst entscheiden können, ob und wie oft sie ihre Büchereien sonntags öffnen.

Viele Menschen, vor allem Alleinerziehende und Berufstätige mit längeren Arbeitszeiten, schaffen es werktags oft nicht in ihre Stadtbibliothek. Ihnen bleibt dann nur der Samstag, um die vielfältigen Angebote der öffentlichen Bibliotheken zu nutzen. Gerade die, für die kostenlose Kultur- und Bildungsangebote besonders wichtig sind, haben damit aktuell nur einen Tag in der Woche, an dem sie ihre Stadtbibliothek besuchen können. Die Möglichkeit zur Sonntagsöffnung von öffentlichen Bibliotheken würde das ändern.

Viele Städte machen die Erfahrung, dass es großes Interesse der Bürgerinnen und Bürger an zusätzlichen Öffnungszeiten der Büchereien gibt. Deshalb sollte die Bundesregierung das Arbeitszeitgesetz entsprechend anpassen und Sonntagsöffnungen von öffentlichen Bibliotheken bundesweit einheitlich ermöglichen.

So steht es auch im Koalitionsvertrag der Ampel, umgesetzt ist der Plan aber bisher nicht. Öffentliche Bibliotheken und Büchereien sind Orte, an denen Menschen sich bilden und weiterbilden können. Sie sind Orte des kulturellen Austauschs und Dialogs, oft mit zusätzlichem Kulturangebot. Sie vermitteln Informations- und Medienkompetenz. Das alles bieten öffentliche Bibliotheken kostenlos für alle, mitten in der Stadt. In Zeiten, in denen viele gesellschaftliche Auseinandersetzungen immer hitziger werden, brauchen wir mehr denn je diese Orte der Begegnung, der Bildung und des Austauschs. Außerdem fördern gut frequentierte Büchereien auch die Belebung der Innenstädte und Quartiere." Dedy weiter:

"Die Sonntagsöffnung von öffentlichen Bibliotheken wäre eine Maßnahme, die den Bund keinen Cent kostet und gleichzeitig Bildung, Kultur und Innenstadtentwicklung fördert."

Zu einer Meldung der Deutschen Presse-Agentur mit den Aussagen von Helmut Dedy auf www.sueddeutsche.de