Europa und Internationales
31.05.2023

Europa News 3|2023

Die aktuelle Ausgabe widmet sich u. a. - Neue Vorschläge zum Schuldenabbau, Verbesserungen am europäischen Haushalt vonseiten des AdR gefordert, Mehr Ausbildung und geregelte Einwanderung gegen den Fachkräftemangel


Die Europa News des Deutschen Städtetages berichten über Neuigkeiten aus der Europäischen Kommission, dem Europäischen Parlament, dem Rat der Europäischen Union sowie dem Ausschuss der Regionen, die aus kommunalpolitischer Perspektive interessant sind. Die aktuelle Ausgabe lesen Sie hier.

Inhaltsverzeichnis

Wirtschaft
  •  

    Revision des Stabilitäts- und Wachstumspaktes: Neue Vorschläge zum Schuldenabbau

  •  

    Plattform zur Vernetzung für öffentliche Auftraggeber gestartet

     

     

Finanzen
  • Verbesserungen am europäischen Haushalt vonseiten des AdR gefordert

 

Digitales
  • Nachhaltige digitale Transformation - Living-in.EU-Initiative

 

Soziales
  •  

    Europäisches Jahr der Kompetenzen: Mehr Ausbildung und geregelte Einwanderung gegen den Fachkräftemangel gefordert

  •  

    Beitritt der EU zur Konvention gegen Gewalt an Frauen vom Parlament gebilligt

     

     

Anhang
  • Auswahl von Stellungnahmen und Entschließungen des Europäischen Ausschusses der Regionen -
    155. Plenartagung
  • Auswahl öffentlicher EU-Konsultationen

Wirtschaft

Revision des Stabilitäts- und Wachstumspaktes: Neue Vorschläge zum Schuldenabbau

 

Am 26. April 2023 stellte die Kommission neue Legislativvorschläge vor für einen reformierten EU-Rahmen für die wirtschaftspolitische Steuerung.

Die Vorschläge umfassen folgende Rechtsakte:

  • einen Vorschlag zur Ersetzung der Verordnung (EG) Nr. 1466/97 über den Ausbau der haushaltspolitischen Überwachung und der Überwachung und Koordinierung der Wirtschaftspolitiken (die Verordnung zur Einführung des Europäischen Semesters und der präventiven Komponente des Stabilitäts- und Wachstumspakts);
  • einen Vorschlag zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 1467/97 des Rates über die Beschleunigung und Klärung des Verfahrens bei einem übermäßigen Defizit (korrektive Komponente des Stabilitäts- und Wachstumspakts);
  • einen Vorschlag zur Änderung der Richtlinie 2011/85/EU des Rates über die Anforderungen an die haushaltspolitischen Rahmen der Mitgliedstaaten.

„Wir vereinfachen das Regelwerk, stellen die Tragfähigkeit der öffentlichen Verschuldung durch eine schrittweise, realistische Haushaltsanpassung sicher und unterstützen ein nachhaltiges und integratives Wachstum“, erläuterte Valdis Dombrovskis‚ Exekutiv-Vizepräsident der Kommission und der zuständige Kommissar.

Im neuen Regelwerk bleiben zwei Maastricht-Kriterien erhalten, so dass nach wie vor das Haushaltsdefizit eines Mitgliedstaates maximal 3% Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BiP) betragen kann. Auch die Schuldenquote darf 60 Prozent des BiP nicht übersteigen. Neu für Mitgliedstaaten, die besonders hohe Schulden haben und die Schuldenquote von 60 Prozent übersteigen ist eine jährliche Vorgabe zum Schuldenabbau von mindestens 0,5 Prozent der jährlichen Wirtschaftskraft. Dies greift so lange, bis das jährliche Haushaltsdefizit unter die Zielmarke von 3 Prozent des BiP gesenkt werden konnte.

Die Regelung würde auch Deutschland mit einer Schuldenquote von 67% treffen. Insgesamt lag die durchschnittliche Schuldenquote im Euroraum Ende des vergangenen Jahres bei 91,6 % der Wirtschaftskraft. Für jeden Mitgliedstaat mit einem öffentlichen Defizit von mehr als 3 % des BIP oder einem öffentlichen Schuldenstand von über 60 % des BIP gibt die Kommission einen länderspezifischen „technischen haushaltspolitischen Kurs“ vor. Die bisherige Koordinierung der Haushaltspolitik und wirtschaftspolitischen Steuerung, z.B. über das „Europäische Semester“ bleiben erhalten.

(fia)

 

Plattform zur Vernetzung für öffentliche Auftraggeber gestartet

 

Die Europäische Kommission hat am 19. April 2023 die Public Buyers Community Platform, eine Plattform zur Vernetzung öffentlicher Auftraggeber, eingeführt.  Die Plattform dient als Instrument, um die Effizienz der öffentlichen Beschaffungsprozesse in der EU zu steigern. Sie soll den Austausch von Akteuren des öffentlichen Beschaffungswesens untereinander vereinfachen. Dies betrifft beispielsweise Behörden, die Industrie, KMU und Hochschulen, die sich auf der Plattform über Erfahrungen, Herausforderungen und „Best Practices“ im öffentlichen Beschaffungswesen austauschen können.

Gleichzeitig trägt die Einführung der Plattform zum Ziel der EU-Kommission bei, die Transparenz, Fairness und den Wettbewerb im öffentlichen Auftragswesen zu fördern.

Die von der Generaldirektion GROW der EU-Kommission initiierte Plattform folgt auf den Start des Public Procurement Data Space, eines Datenraums, der die europäischen, nationalen und regionalen Datenbanken des öffentlichen Auftragswesens verknüpft. Diese Bündelung soll u.a. eine transparentere Auftragsvergabe und das effizientere Erfüllen von Berichtspflichten für Mitgliedsstaaten und öffentliche Auftraggeber ermöglichen.

(reh)

 

Finanzen

Verbesserungen am europäischen Haushalt vonseiten des AdR gefordert

 

Die Europäischen Kommission kündigt für den 20. Juni 2023 die vorgesehene Halbzeitüberprüfung des langfristigen Haushaltsplans, der mehrjährige Finanzrahmen (MFR) für die Periode 2021-2027, an. Vor diesem Hintergrund verabschiedete der Europäische Ausschuss der Regionen (AdR) am 24. Mai eine Stellungnahme von Berichterstatter Thomas Habermann (DE/EVP), Landrat des Landkreises Rhön-Grabfeld auf der Plenartagung. Kern der Stellungnahme ist die Forderung, dass der EU-Haushaltsplan sich an den Bedürfnissen der Regionen und Städte vor Ort orientieren und den wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalt fördern sollte.

Der MFR wurde Ende 2020 als Haushalt für die EU beschlossen. Zwar konnte die Kommission infolge des Ausbruchs der COVID-19-Pandemie noch einen Aufbauplan (NextGenerationEU) einbringen, der überarbeitete Vorschläge für den MFR und für Eigenmittel enthielt und in dessen Rahmen ein Aufbauinstrument in Höhe von 750 Mrd. EUR eingerichtet werden sollte. Dennoch ist für den Ausschuss der Regionen (AdR) klar, dass zwei Jahre nach seiner Verabschiedung der Haushalt keine ausreichenden Antworten auf aktuelle Krisen wie die Folgen der russischen Invasion in der Ukraine, die hohe Inflation und den starken Anstieg der Energiekosten bietet.

In einer Debatte mit Vertretern des Europäischen Parlaments forderten die AdR-Mitglieder eine grundlegende Überarbeitung des derzeitigen mehrjährigen Finanzrahmens der EU in Höhe von 1,2 Billionen Euro, der einen Siebenjahreszeitraum von 2021 bis 2027 abdeckt. Der aktualisierte MFR sollte zusätzliche Herausforderungen - wie die hohe Inflation und die hohen Wohnkosten - berücksichtigen und zusätzliche Mittel bereitstellen, um diese zu bewältigen.

(fia)

 

Digitales

Nachhaltige digitale Transformation - Living-in.EU-Initiative

 

Digitale Lösungen sind breit gefächert und umfassen Ansätze für intelligente städtische Mobilität, Energieeffizienz, nachhaltigen Wohnungsbau, digitale öffentliche Dienste und staatsbürgerlich gesteuerte Governance. Die Initiative Living-in.EU möchte einen europäischen Weg gehen, Kräfte bündeln und gemeinsam Lösungen finden. 

Living-in.EU richtet sich an Entscheidungsträgerinnen- und -träger auf lokaler, regionaler oder nationaler Ebene und bietet eine Reihe von Werkzeugen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit, daneben Hinweise zur EU-finanzierten Programme, welche die digitale Transformation und Innovation in Städten und lokalen Behörden unterstützen.

Teilnehmende Städte werden zu Treffen und hochrangigen Veranstaltungen wie der jährlichen digitalen Versammlung der Bürgermeister eingeladen. Zum Beitritt der Initiative ist die Registrierung und Unterzeichnung der Erklärung notwendig. Bei Rückfragen zur Initiative wenden Sie sich bitte an info@living-in.eu.

Living-in.EU Mayors' Digital Assembly 2023 am 15. Juni

Die Mayors‘ Digital Assembly ist das politische Beratungsgremium, das der Living-in.EU-Bewegung strategische Orientierung gibt. Die jährliche Veranstaltung bietet Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, Regionalpräsidentinnen und -präsidenten und anderen Unterzeichnenden die Gelegenheit, die politischen Prioritäten der Bewegung zu erörtern und neue strategisch koordinierte Maßnahmen zu starten, um einige zentrale Herausforderungen anzugehen und die doppelte grüne und digitale Transformation von Städten und Gemeinden in der EU voranzutreiben.

(kue)

 

 

Soziales

Europäisches Jahr der Kompetenzen: Mehr Ausbildung und geregelte Einwanderung gegen den Fachkräftemangel gefordert

Das Europäische Jahr der Kompetenzen ist am 9. Mai 2023 offiziell gestartet. Mit dem sogenannten European Year of Skills will die Kommission dem lebenslangen Lernen neue Impulse geben. Das Europäische Jahr steht im Zeichen von Lernangeboten, Mobilität und Anerkennung von Qualifikationen. Es soll dazu beitragen, die Wünsche und Kompetenzen der Menschen auf die Chancen am Arbeitsmarkt abzustimmen, Aus- und Weiterbildung zu fördern und dem Fachkräftemangel in Europa entgegenzuwirken.

Zum Auftakt des Europäischen Jahres der Kompetenzen sprach Sozialkommissar Nicolas Schmit am 24. Mai in Berlin bei einer öffentlichen Veranstaltung der Kommission. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels machte Schmit die Dringlichkeit deutlich, ein Maximum an Menschen in den Arbeitsmarkt zu bringen, besonders junge Menschen ohne Schulabschluss und Ausbildung. Zum anderen gehe es darum, ein demografisches Problem anzugehen und eine geordnete Einwanderung zu organisieren.

Um die Integration von Migrantinnen und Migranten in den EU-Arbeitsmarkt zu erleichtern, hat die Kommission unter anderem die Pilotinitiative Talentpool und Fachkräftepartnerschaften für Menschen gestartet, die vorübergehenden Schutz genießen.

Weitere Initiativen und Veranstaltungen im Rahmen des Europäischen Jahres der Kompetenzen sind dem Programm und einer interaktiven Karte zu entnehmen. 

(kue)

Beitritt der EU zur Konvention gegen Gewalt an Frauen vom Parlament gebilligt

 

Am 10. Mai 2023 haben die Abgeordneten des Parlaments für den Beitritt der EU zum Übereinkommen zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen (Istanbul-Konvention) gestimmt.

Sechs Jahre, nachdem die EU das Übereinkommen von Istanbul - das erste rechtsverbindliche internationale Instrument zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen auf internationaler Ebene - unterzeichnet hat, ist das Abkommen aufgrund der Zurückhaltung einiger EU-Länder noch nicht ratifiziert. Der Europäische Gerichtshof hat jedoch in seinem Gutachten vom 6. Oktober 2021 bestätigt, dass die Europäische Union das Übereinkommen von Istanbul auch bei fehlender Einstimmigkeit ratifizieren kann.

Mit der Abstimmung im Plenum ist die Beteiligung des Parlaments an diesem Verfahren beendet. Nun kann der Rat den Beitritt der EU zur Istanbul-Konvention abschließen.

Der Beitritt der EU zur Istanbul-Konvention entbindet die Mitgliedstaaten nicht davon, das Abkommen selbst zu ratifizieren. In Deutschland ist die Istanbul-Konvention seit dem 1. Februar 2018 geltendes Recht.

(kue)

 

Redaktion: Lina Furch (verantwortlich)
Autorinnen und Autoren: U. Fikar (fia),  K. Kühne (kue), Piet Rehmert (reh)