"Dringender Bedarf für bürokratiearme und verlässliche Investitionsprogramme"
Zum 3. Deutschen Sportstättentag in Köln, veranstaltet von IAKS Deutschland, dem Deutschen Olympischen Sportbund, dem Deutschen Städtetag, dem Deutschen Städte- und Gemeindebund und dem Bundesinstitut für Sportwissenschaft am 29. Oktober 2025, sagte Christian Schuchardt, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages:
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Thomas Berberich
"Ob Schwimmbad, Bolzplatz, Sporthalle, Skatepark oder die Joggingstrecke im Park: Sportstätten stehen für Lebensqualität in den Städten und kommen der individuellen Gesundheit zugute. Sie gelten als wichtiger Gradmesser für die Attraktivität in der Stadt. All diese Orte wirken auch in das soziale Umfeld hinein. Sie ermöglichen Begegnung und Teilhabe für Bürgerinnen und Bürger. Deshalb sehen die Städte weiterhin einen dringenden Bedarf für bürokratiearme und verlässliche Investitionsprogramme für Sportstätten. Denn der Bedarf ist riesengroß, aber die kommunale Haushaltlage bleibt absehbar dramatisch schlecht. Aus eigener Kraft werden wir den immensen Investitionsbedarf nicht stemmen können."
Die Pressemitteilung im Wortlaut:
Gesellschaftlicher Mehrwert durch Sportstätten und Bewegungsräume – für Lebensqualität, Gesundheit und Klimaresilienz
Gemeinsame Erklärung des Deutschen Olympischen Sportbundes, der IAKS Deutschland, des Deutschen Städtetages und des Deutschen Städte- und Gemeindebundes zum 3. Deutschen Sportstättentag.
Sport braucht Räume: Bestandsaufnahme zur Lage der Sportstätten in Deutschland
In Deutschland gibt es rund 231.000 Sportstätten – darunter Sporthallen, Sportplätze, Schwimmbäder und viele weitere Anlagen. Sie sind unverzichtbar für den Breiten- wie auch für den Leistungssport. Doch auch nicht genormte Sport- und Bewegungsräume haben eine zentrale Bedeutung für die Bevölkerung.
All diese Orte übernehmen vielfältige gesellschaftliche Funktionen:
- Soziale Infrastruktur: Sie stärken den Gemeinschaftssinn, fördern Begegnungen und ermöglichen soziale Teilhabe
- Gesundheitsförderung: Sie leisten einen entscheidenden Beitrag zur körperlichen, mentalen und sozialen Gesundheit
- Gesellschaftlicher Zusammenhalt: Sie machen demokratische Werte erlebbar, fördern Teilhabe und tragen zu einer lebendigen Zivilgesellschaft bei – ein hoher Wert für unsere Demokratie und ein gutes Miteinander
- Daseinsvorsorge und Stadtentwicklung: Sie sind Teil einer nachhaltigen, zukunftsfähigen Infrastruktur
Angesichts des bereits 2018 ermittelten Sanierungsbedarfs von mind. 31 Milliarden Euro, braucht es eine Perspektive für bedarfsgerechte, sanierte und funktionstüchtige Sportstätten, damit durch diese die wichtigen gesellschaftlichen Funktionen erfüllt werden können.
Zu dem allgemeinen Sanierungsbedarf kommt die Herausforderung des Klimawandels, die ökologische Modernisierungen erfordert. Sport- und Bewegungsräume müssen allen Menschen zugänglich sein. Neben ökologischen Gesichtspunkten sind daher die Orientierung am Gemeinwohl und die Gesundheitsförderung zentrale Leitlinien für ihre Weiterentwicklung.
Die Bundesregierung hat die Bedeutung von Sport- und Bewegungsräumen politisch anerkannt und dies im Koalitionsvertrag mit dem klaren Bekenntnis zur Stärkung der Sportstätteninfrastruktur in dieser Legislaturperiode bekräftigt.
Ohne Investition keine Bewegung – Forderungen an die Politik
Räume für Bewegung bedarfsgerecht planen und nachhaltig gestalten
Sportstätten der Zukunft müssen bedarfsgerecht geplant und konzipiert werden. Eine verlässliche Grundlage dafür bieten integrierte Sportentwicklungsplanungen, die von Kommunen durchgeführt werden. Sie ermöglichen eine passgenaue Ausrichtung der Infrastruktur an die Bedürfnisse der Bevölkerung, Schulen und Sportorganisationen.
Zugleich ist es notwendig, Sportstätten so weiterzuentwickeln, dass sie klimaneutral betrieben werden können und zugleich resilient gegenüber den Folgen des Klimawandels sind. Um eine größtmögliche Nutzung durch die Bevölkerung sicherzustellen, müssen sie zudem barrierearm gestaltet werden.
Neben den infrastrukturellen Anforderungen ist auch die Anpassung der Sportanlagenlärmschutzverordnung (SALVO) von zentraler Bedeutung. Nur so kann gewährleistet werden, dass Sport auch künftig wohnortnah möglich bleibt und als Teil einer lebendigen Gesellschaft erlebbar wird.
Ein zentraler Aspekt ist zudem, Sportstätten schneller und kostengünstiger zu realisieren. Vereinfachte Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie Standards ermöglichen eine effiziente Umsetzung, sodass die Sporträume zeitnah den gesellschaftlichen Bedürfnissen entsprechen.
Förderprogramme zielgerichtet entwickeln und umsetzen
Für die Entwicklung moderner und zukunftsfähiger Sport- und Bewegungsräume ist eine langfristig angelegte und auskömmliche Förderpolitik unerlässlich. Kommunen und Sportvereine können diese umfassenden Aufgaben aus eigener Kraft nicht leisten.
Die Förderprogramme sollten daher einfach und mit geringem bürokratischem Aufwand für alle Kommunen und Sportvereine umsetzbar sein. Gleichzeitig müssen die Fördermittel bedarfsgerecht vergeben werden und im Auswahlprozess eine fundierte sportfachliche Einschätzung berücksichtigen.
Besondere Aufmerksamkeit sollte den zusätzlichen Aufwänden für Dekarbonisierung und- Klimaanpassung gewidmet werden. Zudem ist es wichtig, dass die Förderprogramme hohe Kumulierungen aufweisen und sich mit bestehenden Sondervermögen der Länder kombinieren lassen, um maximale Wirkung und Flexibilität zu gewährleisten.
Heute den Grundstein für sportliche Erfolge der Zukunft legen
Der Deutsche Olympische Sportbund will sich um die Ausrichtung Olympischer und Paralympischer Spiele in den Jahren 2036, 2040 oder 2044 bewerben. Diese Bestrebungen erhalten auf allen politischen Ebenen viel Unterstützung. Um jedoch die internationale Konkurrenzfähigkeit deutscher Athletinnen und Athleten in der Spitze zu sichern, gilt es zunächst den Sport in der breiten Gesellschaft zu fördern. Denn nur mit einer funktionstüchtigen und bedürfnisgerechten Breitensportinfrastruktur kann sichergestellt werden, dass sich die Talente von morgen heute unter geeigneten Bedingungen- entwickeln können. Zur nachhaltigen Unterstützung einer Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele gehört es daher, schnellstmöglich die vorhandene Sportinfrastruktur zu sanieren, zu modernisieren und weiterzuentwickeln.
Strukturen für vernetzte Zusammenarbeit aufbauen und verstetigen
Da die föderalen Ebenen unterschiedliche Zuständigkeiten und Aufgaben haben, ist der Aufbau einer gemeinsamen Struktur zur vernetzten Zusammenarbeit zu prüfen und ggf. anzugehen. Diese Struktur soll als zentrale Anlaufstelle dienen – sowohl für Beratung zu Fördermitteln als auch für Fragen der technischen Umsetzung im Sportstättenbau.