Bundespreis kooperative Stadt 2021
05.05.2021

13 Kommunen als Koop.Stadt ausgewählt

Die Preisträger treiben im besonderen Maße kooperative Stadtentwicklungsprojekte voran.

Das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat hat gemeinsam mit den Partnern der Nationalen Stadtentwicklungspolitik aus Ländern und kommunalen Spitzenverbänden zum ersten Mal den Bundespreis kooperative Stadt vergeben. Mit rund 80 Wettbewerbsbeiträgen war die erste Runde des neuen Bundespreises ein großer Erfolg. Aus den eingereichten Beiträgen wählte die Jury 13 Preisträger, darunter sind neun Mitgliedsstädte des Deutschen Städtetages. Sieben Kommunen erhielten eine Anerkennung, sechs davon sind Mitglieder des Städtetages. Prämiert wurden große, mittlere und kleine Kommunen mit mindestens 10.000 Einwohnerinnen und Einwohnern.

Gesucht wurden Kommunen, die hohe Standards der Kooperation zwischen Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft etablieren, um neue "Möglichkeitsräume" zu eröffnen und so die Akteursvielfalt in Städten aktiv in Prozesse der Stadtentwicklung einzubinden. Die ausgezeichneten Kommunen arbeiten auf verschiedenen Ebenen und in unterschiedlichen Fachbereichen mit zivilgesellschaftlichen Akteuren zusammen. Der Bundespreis rückt das Engagement der Beteiligten in das Blickfeld der Öffentlichkeit und gibt innovativen Stadtmachern eine Bühne.

Als kooperative Städte ausgezeichnete Kommunen

  • Wittenberge (Brandenburg)

Die Jury hob die vielfältigen Instrumente hervor, mit denen in der von Abwanderung und Leerstand betroffenen Kleinstadt lokale Netzwerke als Partner der Stadtentwicklung gefördert werden. Über Verfügungsfonds und Zwischennutzungen wird an der Belebung der Innenstadt gearbeitet, Stadtmacher werden mit Studien beauftragt. Hierdurch wird ganz unterschiedlichen Gruppen die Mitwirkung an der Stadtentwicklung ermöglicht.

  •  Eltville am Rhein (Hessen)

Die Jury betonte die für eine Stadt dieser Größe außergewöhnliche Kooperationskultur. Sowohl der Erbpachtvertrag (bitte ersetzen durch: Überlassungsvertrag) mit der Philip-Kraft-Stiftung für einen "Jugendpark der Kulturen" als auch die Unterstützung von Wohnprojekten, von ehrenamtlichen Netzwerken und sonstigen kulturellen Angeboten zeigen ein starkes Bewusstsein für die hohe Bedeutung zivilgesellschaftlicher Akteure.

  • Dinslaken (Nordrhein-Westfalen)

Die Bewerbung der Stadt Dinslaken hat die Jury besonders überzeugt, weil die Stadt ganz unterschiedliche rechtliche Instrumente einsetzt, um zivilgesellschaftlichen Gruppen Raum zu geben. Beispiele sind ein Erbbaurecht für ein leerstehendes Industriegebäude und ein Übertragungsvertrag für eine Testnutzung. Diese Vereinbarungen sichern den Stadtmachern Unabhängigkeit im Betrieb und gleichzeitig Unterstützung durch städtische Ressourcen zu.

  • Tübingen (Badem-Württemberg)

Der Grundsatzbeschluss der Stadt, nach dem kommunale Grundstücke ausschließlich im Rahmen von Konzeptverfahren ohne Preiskomponente zu vergeben wurde von der Jury als richtungsweisend angesehen. Diese Ausschreibungen werden im Hinblick auf spezifische Ziele angepasst, z.B. zur Deckung von Wohnbedarfen geflüchteter Menschen. In aufwendigen Quartiersdialogen werden die Konzepte dann mit der Stadtgesellschaft diskutiert. Durch ihre Erfahrungen ist die Stadt ein Pionier der kooperativen Stadt

  • Schwerte (Nordrhein-Westfalen)

Die Jury lobte das breit angelegte und differenzierte Konzept der Stadt Schwerte. Durch einen Ratsbeschluss wurde Schwerte zur „MitmachStadt”. Eine Leitlinie „Mitmachen“ legt den weiteren Weg fest: Mit Instrumenten wie dem Schüler*innen-Haushalt, einem MitMachBüro, dem MitMachGremium und einem MitMachPortal werden vielfältige Möglichkeiten der Mitwirkung an Stadtentwicklung eröffnet. So entsteht eine hohe Kooperationskultur mit niedrigschwelligen Zugängen für engagierte Bürger.

  • Landau (Rheinland-Pfalz)

    Durch ein vorbildliches kooperatives Vorgehen konnte der drohende Abriss des ältesten Hauses der Stadt abgewendet werden. Die Jury lobte die im Schulterschluss zwischen Kommune und Stadtgesellschaft gegründete Bürgergenossenschaft, die jetzt als Saniererin und spätere Betreiberin des Hauses agiert. Die Kommune unterstützt aktiv mit Know-How und in Gremien.

  • Dessau-Rosslau (Sachsen-Anhalt)

Die Stadt Dessau-Roßlau vergibt Erbbaurechte und fördert Stadtmacher-Projekte. Die Jury lobte die Nutzung von Mitteln der Städtebauförderung für kooperative Projekte. Dadurch werden stadtbildprägende Gebäude gesichert und vor allem auch für junge Erwachsene niedrigschwellige Möglichkeiten der Raumaneignung und Selbstorganisation geschaffen.

  • Kiel (Schleswig-Holstein)

Die Aktivierung und Kooperation mit unterschiedlichen Gruppen der Stadtgesellschaft verfolgt die Stadt Kiel mit strategischen und kreativen Instrumenten: Sie öffnet Räume für Bürger und Kreative, geht Partnerschaften für das Innenstadt-Management ein, startet kooperative Stadtentwicklungsprozesse im Bereich Hörn. Besonders inspirierend fand die Jury die Idee eines „Tiny Rathaus“, das als mobiles Testlabor eine neue Schnittstelle zwischen Bürgerideen und Verwaltungsstrukturen bilden soll

  • Mannheim (Baden-Württemberg)

Die Jury lobte, dass Kooperation in Mannheim Chefsache ist. Von einer zentralen Steuerungsgruppe bis hin zur Projektebene sind so vielfältige Kooperationen entstanden, die von der Stadt unterstützend begleitet werden. Situativ werden neuartige Organisationen gegründet und neue Wege zwischen Verwaltungshandeln und flexibler „kooperativer Governance“ geschaffen und neue Rollenmuster getestet.

  • Aachen (Nordrhein-Westfalen)

Mit einem Grundsatzbeschluss zur Stärkung der Bürgerschaft als Bauherrin wurde ein „Stadt-Machen“-Prozess gestartet, der von der Jury sehr gelobt wurde. Dieser wird in mehreren Modellprojekten erprobt, wobei Stadtbewohner dezidiert als Projektentwickler begriffen und von Stadt mit der Erstellung von Konzepten beauftragt werden. All diese Prozesse sind darauf angelegt, dass sich Verwaltung und Zivilgesellschaft gegenseitig stärken.

  • Halle/Saale (Sachsen-Anhalt)

Mit der Erstellung eines gesamtstädtischen „Freiraum-Konzepts“ ist die Stadt Vorreiterin. Auf dieser Grundlage wurde ein „Freiraumbüro“ als Kompetenzzentrum aufgebaut, in dem die Suche und die Aktivierung von Freiräumen für gemeinwohlorientiert-kreative Nutzungen zentral gebündelt werden. Auch die Durchführung eines Jugend-Wettbewerbs, in dem Ideen entwickelt und später in der Umsetzung begleitet wurden, hob die Jury besonders hervor.

  • Nürnberg (Bayern)

Mit dem Stadtratsbeschluss “Möglichkeitsräume” hat die Stadt ein Sonderprogramm für Nachbarschaftsideen zur Aufwertung und Belebung des öffentlichen Raums eingerichtet, das die Jury als richtungsweisend lobte. Ein Raumkompass dient als Vermittlerstelle für Kunst- und Kulturschaffende mit Raumnot. Weitere Instrumente treiben den Ausbau der Anerkennungskultur voran und ermöglichen Kooperationen auf Augenhöhe.

  • Berlin – Mitte (Berlin)

Der Impuls einer Initiative, den jahrelangen Leerstand des Hauses der Statistik zu beenden, wurde aufgenommen und eine Civic-Public-Partnership gegründet. Die Jury lobte die Kooperations- und Finanzierungsvereinbarungen, mit denen die Zusammenarbeit der fünf Partner aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft geregelt wird. So entsteht ein Modellprojekt, das vielfältige Instrumente erprobt und zurecht überregional und international viel Interesse entfacht.

Mit einer Anerkennung gewürdigte Kommunen

  • Swisttal (Nordrhein-Westfalen)

  • Flensburg (Schleswig-Holstein)

  • Coburg (Bayern)

  • Wuppertal (Nordrhein-Westfalen)

  • Krefeld (Nordrhein-Westfalen)

  • Frankfurt am Main (Hessen)

  • München (Bayern)


Zum Bundespreis wird eine Publikation zu Preisträgern, Instrumenten und Praxistipps entstehen. Diese soll Mitte September dieses Jahres veröffentlicht werden.

Weitere Informationen unter www.koop-stadt.de und www.nationale-stadtentwicklungspolitik.de