Öffentlicher Gesundheitsdienst
05.08.2020

"Gesundheitsämter sind gefordert, aber nicht überfordert"

Umfrage zur Personalstärke in Gesundheitsämtern von Deutschem Städtetag und Deutschem Landkreistag

 

In der Corona-Pandemie haben die Gesundheitsämter in den kreisfreien Städten und Landkreisen eine Schlüsselrolle vor Ort. Der Deutsche Landkreistag und der Deutsche Städtetag haben vor diesem Hintergrund mit einer gemeinsamen Umfrage die Personalausstattung beim Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) in den Flächenländern ermittelt.

Wesentliche Ergebnisse: Die 356 Gesundheitsämter in den Flächenländern haben derzeit insgesamt rund 13.900 Stellen mit Ärztinnen und Ärzten sowie nichtärztlichem Personal besetzt. Angesichts der Corona-Pandemie haben die Ämter weitere rund 5.900 Beschäftigte eingesetzt, vor allem zur Kontaktnachverfolgung, für Coronatests und zur Kontrolle von Quarantäne.
 
"Die Gesundheitsämter sind stark gefordert, aber sie sind nicht überfordert. Sie haben die Herausforderungen der Pandemie bisher gut bewältigt", kommentiert der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Helmut Dedy, die Ergebnisse: "Die Ämter sind deutlich besser ausgestattet als in der öffentlichen Debatte zum Teil vermittelt wird."

Dedy begrüßt die Hilfen des Bundes für die Gesundheitsämter in Höhe von 4 Milliarden Euro über 5 Jahre und sieht dafür wegen Corona auch deutlichen Bedarf. "Den Personalbestand der Ämter für normale Zeiten konnten wir kurzfristig durch zusätzliche Kräfte aus anderen Bereichen der Verwaltung ausweiten. Aber wir brauchen jetzt für die gesamte Dauer der Pandemie mehr Beschäftigte, um Corona weiterhin so wirksam wie möglich zu bekämpfen. Die finanziellen Zusagen des Bundes sind deshalb ein gutes Signal. Darüber hinaus brauchen wir in Deutschland mehr Ärztinnen und Ärzte. Dazu müssen die Länder rasch mehr Kapazitäten für die Medizinerausbildung schaffen. Und die Ausbildung muss stärker die Besonderheiten des öffentlichen Gesundheitsdienstes berücksichtigen", so der Städtetags-Hauptgeschäftsführer.

An der Umfrage haben 252 von 356 Gesundheitsämtern teilgenommen. Aufgrund dieser hohen Beteiligung lässt sich das Ergebnis auf alle Gesundheitsämter in den Flächenländern hochrechnen. Die Ergebnisse der Umfrage im Einzelnen:

  • Bundesweit werden in den Flächenländern über 3.300 Vollzeit-Planstellen für Amtsärztinnen und Amtsärzte vorgehalten, das sind knapp 10 Planstellen pro Gesundheitsamt. Bei den medizinischen Fachangestellten, Hygienekontrolleuren und weiterem medizinischen wie nicht-medizinischen Personal werden darüber hinaus über 11.600 Vollzeit-Stellen bereitgestellt. Insgesamt gibt es damit in den Gesundheitsämtern 14.900 Stellen.
     
  • Besetzt sind rund 2.900 der Stellen für Ärztinnen und Ärzte (Besetzungsquote 87 Prozent). Beim nichtärztlichen Personal sind rund 11.000 Stellen besetzt (Besetzungsquote 94,5 Prozent). Insgesamt sind damit in den Gesundheitsämtern in den Flächenländern bundesweit rund 13.900 Stellen besetzt. Aufgrund von Teilzeit-Beschäftigung ist die Gesamtzahl der Beschäftigten höher als die Zahl der besetzten Stellen. Unbesetzt ist ein Teil der Stellen zum Beispiel wegen Fluktuation oder Schwierigkeiten bei der Gewinnung von Fachkräften.
     
  • Zusätzlich zu den Planstellen waren zum Stichtag 15. Juni in den Gesundheits-ämtern rund 5.900 Beschäftigte eingesetzt – vor allem zur Kontaktnachverfolgung, für Coronatests und zur Kontrolle von Quarantäne. In großem Umfang konnten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus anderen Bereichen der Verwaltung der Städte und Landkreise umgesetzt werden. Es wurde auch zusätzliches Personal eingestellt oder durch Amtshilfe eingesetzt.
     
  • Die meisten Gesundheitsämter planen, zusätzliche Ärzte wie auch weitere medizinische Fachangestellte, Sachbearbeiter und anderes nicht-ärztliches Personal einzustellen.

Die im weltweiten Vergleich gute Bewältigung der Corona-Pandemie in Deutschland ist nach Auffassung des Deutschen Städtetages auch der konsequenten Unterbrechung von Infektionsketten und Kontaktnachverfolgung durch die Gesundheitsämter zu verdanken. Die Umfrage belegt, dass es bundesweit in den 13 Flächenländern gelungen ist, den Personalbestand der Gesundheitsämter vorübergehend um rund 5.900 zusätzliche Mitarbeiter zu verstärken.

Der Deutsche Städtetag begrüßt die Absicht der Bundesregierung, mit einem Pakt für den öffentlichen Gesundheitsdienst 4 Milliarden Euro zur Stärkung des Personals in den kommunalen Gesundheitsämtern bereitzustellen. "Benötigt werden jetzt zügige Entscheidungen über einen effizienten Weg, wie die Bundesmittel unmittelbar und unbürokratisch bei den kommunalen Gesundheitsämtern ankommen. Dafür sollten kommunale Vertreter in die derzeit stattfindenden Bund-Länder-Gespräche einbezogen werden", sagt Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy.