Bildung, Begegnung und Genuss – das Haus des Wissens in Bochum
Mitten in der Bochumer Innenstadt, am Rande der Fußgängerzone steht ein 100 Jahre alter roter Backsteinbau mit Innenhof, seit Jahren verwaist, den Bochumerinnen und Bochumern bekannt als "da war doch mal die Post". Hier entsteht das Haus des Wissens (HdW). Es ist eines der spannendsten Projekte der Bochum Strategie 2030. Es integriert die Stadtbücherei, die Volkshochschule, Angebote des Zusammenschlusses der sieben Bochumer Hochschulen (UniverCity e. V.) sowie eine Markthalle und einen Dachpark in zentraler Innenstadtlage. Die Baufertigstellung ist für 2027 geplant.
Mit der Realisierung des HdW verfolgt die Stadt Bochum die einmalige Chance, ein wichtiges historisches Zeugnis ihrer Großstadtwerdung mit einem so noch nie dagewesenen Nutzungskonzept wieder für die Öffentlichkeit erlebbar zu machen.
Zurück in die Innenstadt
Wissen ist dabei das zentrale Thema in diesem Gebäude - und da sollen und wollen sich alle Beteiligten mit Ideen, Konzepten und Angeboten einbringen. Und zwar nicht nebeneinander, sondern mit einem gemeinsamen Programm und einer Idee, die über die Kraft dessen, was einzelne Bereiche erreichen können, hinausgeht.
Mit der Vernetzung dieser öffentlichen und frequenzstarken Nutzungen innerhalb eines Gebäudes wollen wir einen Anziehungspunkt schaffen, der die Menschen (zurück) in die Innenstadt holt. Der Entwurf des Aachener Architekturbüros Cross sieht neben der Sanierung des Altbaus eine Überbauung des Innenhofs vor, sodass auf nunmehr fünf Etagen sehr unterschiedliche Zonen entstehen, die die Menschen zu jeder Tageszeit mit Leben füllen können.
Unfertiges Haus
Das Gebäude wird sich in seinem Inneren in ein fluides Bauwerk verwandeln, das hochflexibel auf Veränderungen reagieren kann. Hierin besteht der besondere Leitgedanke des HdW und zugleich die architektonische Herausforderung, denn die sehr unterschiedlichen Nutzungsansprüche und Bedürfnisse der einziehenden Einrichtungen sollen im HdW gerade nicht mehr über eigene Bereiche oder gar Räume befriedigt werden, damit das Haus resilient bleibt und Veränderungen zulassen kann. Ziel ist, ein hochleistungsfähiges "unfertiges Haus" zu bauen, da wir heute nicht wissen können, was in zehn oder gar 30 Jahren gebraucht wird. Einen neuen Ort zu schaffen, der eine eigene Identität ausprägt, der sich mit seinem Umfeld vernetzt und sich weiterentwickeln darf, das ist die Aufgabe.
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Visualisierungen - Stadt Bochum
Es entsteht ein offener, großstädtischer, hoch digitalisierter Begegnungsort, der Maßstäbe für das lebenslange Lernen und Erfahren setzt. So wird ein analog-digitaler Möglichkeitsraum geschaffen.
Besonderer Höhepunkt im wahrsten Sinne wird das Dach, das mit seiner begehbaren Parklandschaft neue Perspektiven eröffnet, natürlich barrierefrei und nach den Prinzipien der Schwammstadt konzipiert. Diese Grüninsel ist zentraler Ruheort und Beitrag zur klimaresilienten Stadt zugleich.
Das HdW hat den Anspruch, weit über das gewohnte Maß hinaus nachhaltig, inklusiv und digital zu sein. Das Projekt wurde mit dem Platin-Status der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) vorzertifiziert. Seit 2022 ist das HdW auch Teil der vom Bundesbauministerium geförderten Projekte, die sich "Nationale Projekte des Städtebaus" nennen dürfen.
Ein Ort, der Demokratie stärkt
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Lutz Leitmann/Stadt Bochum
Mit seiner einmaligen Nutzungsmischung auf einer Gesamtnutzfläche von über 11.000 m² hat das HdW die identitätsstiftende Kraft, um neue und alte Zielgruppen an diesem Ort zu versammeln. Dieses in Bochum über alle Parteigrenzen hinweg breit unterstützte Vorhaben kann so zu einem Leuchtturm für den demokratischen Austausch der Gesellschaft werden.
Zu guter Letzt soll das Haus des Wissens aber auch einen Platz zum bloßen Verweilen bieten, um sich abseits von zu Hause daheim zu fühlen. Ein Haus, um in offenen Kennenlernbereichen, in Arbeitszonen oder entspannten Rückzugsorten innezuhalten, ein niederschwelliger Dritter Ort.
"Städte brauchen solche Orte. Von ihnen profitieren nicht nur die Bürgerinnen und Bürger, sie können auch Innenstädte davor bewahren, immer mehr zu veröden."
Damit könnte das Haus des Wissens beispielgebend für andere Städte sein.
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Stadt Bochum
Dr. Markus Bradtke
Dezernent für Bauen, Umwelt, Mobilität und Nachhaltigkeit Stadt Bochum
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Dieser Text ist erschienen in Städtetag aktuell 6|2025, Schwerpunkt Lebendige Innenstädte