Zwischenbilanz 9-Euro-Ticket
30.06.2022

"Rückenwind nutzen für Investitionen in bessere Takte und moderne Fahrzeuge"

Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, gegenüber der Rheinischen Post

Das bundesweit geltende 9-Euro-Ticket für den Nahverkehr gibt es nun einen ganzen Monat - zwei weitere folgen. Bleibt das 9-Euro-Ticket eine Erfolgsgeschichte? Und was kommt danach? Bereits jetzt ist eine Debatte darüber entbrannt, ob es einen Nachfolger für den millionenfach verkauften Fahrschein geben soll. Dazu äußerte sich Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, gegenüber der Rheinischen Post.

  • Porträt von Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages

"Das 9-Euro-Tickets ist für sehr viele Menschen attraktiv. 26 Millionen Menschen – fast jeder Dritte hat ein 9-Euro-Ticket im Portemonnaie oder digital auf dem Handy. Busse und Bahnen sind voll. Schon nach dem ersten Monat ist klar: Die Menschen wollen den öffentlichen Nahverkehr mehr nutzen.

Jetzt muss es zum Schwur kommen – wollen wir aus diesem Hype eine Verkehrswende machen oder ihn verpuffen lassen? Die Städte wollen den Rückenwind nutzen für Investitionen in bessere Takte und moderne Fahrzeuge.

Denn Klimaschutz ohne Verkehrswende ist nicht machbar. Dafür brauchen wir aber die von der Koalition versprochenen höheren Bundesmittel für den Nahverkehr. Und die Länder müssen mitziehen.

Wir müssen wissen, wie es nach dem Sommer weitergeht. Wir wollen, dass langfristig etwa doppelt so viele Menschen mit Bussen und Bahnen fahren wie bisher. Ohne kräftige Investitionen werden die Werbeeffekte durch das 9-Euro-Ticket nach dem Sommer verpuffen. Wegen der massiv steigenden Energiekosten, explodierenden Betriebsausgaben und den andauernden Corona-Defiziten müssten ohne zusätzliche Mittel viele Städte und Verkehrsunternehmen ab Herbst ihr ÖPNV-Angebot sonst einschränken oder Tarife anheben. Dann gibt es keine Angebotsoffensive, sondern Lücken in den Fahrplänen und Enttäuschung bei den Fahrgästen."

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