"9-Euro-Ticket" und ÖPNV-Finanzierung
25.04.2022

Nahverkehr fehlen 1,7 Milliarden Euro

Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur

Der Deutsche Städtetag sieht beim öffentlichen Nahverkehr eine Finanzierungslücke in Milliardenhöhe und fordert wegen des geplanten 9-Euro-Tickets mehr Geld vom Bund.

Die Idee sei zwar klug, mit dem ermäßigten Ticket im Sinne der Klimaziele mehr Menschen für Bus und Bahn zu gewinnen. Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy betonte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur aber auch:

Porträt von Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages
"Wir sind allerdings skeptisch, ob das temporäre 9-Euro-Ticket ein wirksamer Anreiz ist, langfristig vom Auto auf Busse und Bahnen umzusteigen. Große Sorgen bereiten uns auch die Finanzierungspläne."
Helmut Dedy Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages

Laut einem Gesetzentwurf aus dem Haus von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) will der Bund in diesem Jahr Mittel für die Länder zur Finanzierung des Nahverkehrs um 3,7 Milliarden Euro erhöhen. Damit sollen auch die Kosten für das 9-Euro-Monatsticket gezahlt werden - von Juni bis Ende August sollen Fahrgäste im Nah- und Regionalverkehr für 9 Euro pro Monat fahren können.

Die Summe von 3,7 Milliarden Euro klinge zwar nach viel Geld, sagte Dedy. Sie reiche aber nicht, um das ermäßigte Ticket zu kompensieren und die bestehenden Lasten im öffentlichen Nahverkehr aufzulösen. "Die städtischen Verkehrsunternehmen schleppen spürbare Einnahmeverluste durch die Corona-Pandemie im Defizitrucksack. Hinzu kommen die steigenden Energiepreise, die die Nahverkehrsunternehmen mit jeder Tankfüllung und an jedem Betriebstag belasten."

Nach Berechnungen des Städtetags fehlten rund 1,7 Milliarden Euro, sagte Dedy. Deshalb müssten die für den öffentlichen Nahverkehr erforderlichen Regionalisierungsmittel schnell und dauerhaft dem Bedarf angepasst werden. "Das 9-Euro-Ticket wäre ein guter Anlass für den Bund, die Rechnung noch einmal aufzumachen."

Mit freundlicher Genehmigung der dpa, Deutsche Presse-Agentur, Hamburg, www.dpa.com

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