Hasskriminalität, Wohnungsbau, Mobilität
27.12.2019

Kommunen brauchen Vorkaufsrecht für ehemalige Bahn-Grundstücke

Städtetagspräsident Burkhard Jung im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) über seine bisherige Amtszeit

"Ehemaliges öffentliches Eigentum muss das auch bleiben, wenn die Kommune es will", sagte Jung der Deutschen Presse-Agentur. Städte sollten die Grundstücke zum Verkehrswert kaufen können. Der Städtetag habe sich mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) über eine entsprechende Regelung für Bundesliegenschaften einigen können, damit Städte sozialen Wohnungsbau verstärken können. "Bei der Deutschen Bahn sehen wir noch keinen Durchbruch, da ist der Bund noch in der Pflicht", so Jung, der im Juni zum Präsident des Deutschen Städtetags gewählt wurde.

In seiner bisherigen Amtszeit beschäftigten den Leipziger Oberbürgermeister Angriffe auf Politiker - kurz bevor er gewählt wurde, war der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke ermordet worden. "Wir haben nach dem schrecklichen Mord dieses Thema für die Kommunen laut in die Öffentlichkeit gebracht", so Jung. Dadurch sei es enttabuisiert worden, viele Kommunalpolitiker hätten Drohungen und Beleidigungen inzwischen angesprochen. Nötig bleibe aber weiterhin eine breite gesellschaftliche Debatte, um Respekt und Toleranz in der politischen Auseinandersetzung zu fördern.

Daneben dominieren die Themen Mobilität und Wohnen die Präsidentschaft Jungs nach dessen Einschätzung. "Durch die Klimaschutz-Debatte ist zu hoffen, dass sich die Tore weiter öffnen", sagte er mit Blick auf die Verkehrswende. Parteiübergreifend seien Kommunalpolitiker sich einig, «dass die Verkehrswende wirklich kommen muss". "Sensationell" nennt Jung den Paradigmenwechsel.

Bei der angespannten Lage im Wohnungsmarkt in Großstädten setzt der Städtetagspräsident auf einen Dialog mit "nachhaltig handelnden Vermietern". "Ich glaube, auch ein Mieter kann kein Interesse daran haben, dass nichts mehr getan wird in seiner Wohnung - und der andere wünscht sich vielleicht einen Balkon an seine Wohnung oder braucht einen Fahrstuhl", so Jung. Ein Mietpreisdeckel nach Berliner Vorbild sei für die Mehrzahl deutscher Städte keine Lösung - zu groß sei die Sorge, dass Investitionen in Wohnraum zurückgehen.

Mit freundlicher Genehmigung der dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH, Hamburg, www.dpa.de