Lage in Kinderkliniken und Rettungsstellen
21.12.2022

"Krise in der Akutversorgung mit Sofortmaßnahmen lindern"

Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, gegenüber der Funke Mediengruppe
  • Porträtbild von Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages

"Kinderkliniken, Notfallambulanzen der Krankenhäuser und Rettungsdienste arbeiten am Limit. Die Städte befürchten, dass sich die schon jetzt sehr kritische Lage über Weihnachten und Silvester weiter zuspitzt. Wir appellieren an Bund, Länder und die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, die dramatische Krise in der Akutversorgung mit Sofortmaßnahmen zu lindern. Dazu gehört auch eine klare Kommunikation.

Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern müssen uns dabei helfen, den Menschen unmissverständlich klarzumachen, dass bei einfachen Erkrankungen die Nummer der ambulanten Notfallversorgung der niedergelassenen Ärzte, die 116117 gewählt werden muss.

Die Notambulanzen der Krankenhäuser dürfen nicht durch Menschen mit einfachen Erkältungskrankheiten oder einem verstauchten Fuß verstopft werden. Die 112 des örtlichen Rettungsdienstes ist nur in wirklichen Notfällen zu wählen. Rettungswagen und ihr Personal sind zu wichtig für Bagatellunfälle oder einfachen Krankentransport. Ihr Auftrag ist es, Leben zu retten.

Uns erreichen zahlreiche Belastungsanzeigen aus den Städten und kommunalen Kliniken. Viele Besatzungen von Rettungswagen finden in Notfällen kaum freie Kapazitäten in Krankenhäusern und müssen mehrere Kliniken anfahren.

Insbesondere viele Kinderkliniken kommen bei der Versorgung in der aktuellen Infektionswelle an ihre Grenzen, außerdem fehlt wegen des hohen Krankenstandes eigenes Personal. Bestimmte Arzneimittel wie etwa Kinderfiebersäfte werden Mangelware. Das ist besorgniserregend und offenbart auch strukturelle Mängel in unserem Gesundheitssystem. Diese dürfen nicht länger beiseitegeschoben werden.

Bund und Länder müssen mit konkreten Akutmaßnahmen dazu beitragen, dass sich die schon jetzt dramatische Situation in den Kinderabteilungen und Kinderkliniken nicht weiter zuspitzt. Die Krankenhäuser brauchen rechtlich und finanziell sofort mehr Beinfreiheit, um improvisieren zu können. Sanktionen bei Verstößen gegen Vorgaben von Personalschlüsseln, Dokumentationspflichten oder das Vorhalten von Intensivbetten sind vorübergehend auszusetzen. Und Kliniken, die auf finanziell attraktivere, aber nicht notwendige Behandlungen verzichten, um stattdessen die schlecht bezahlte Notfallbehandlung durchzuführen, müssen entschädigt werden.

Außerdem eine dringende Bitte an die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte – bitte prüfen Sie, ihre Praxen auch noch nach 18:00 Uhr, am Samstag und Sonntag und an den Feiertagen offen zu halten."