Klimafolgenanpassung
19.07.2022

Studie zu Schäden durch Extremwetter in Deutschland

Extremwetterereignisse haben allein in den vergangenen vier Jahren in Deutschland Schäden von über 80 Milliarden Euro verursacht. Zu diesem Ergebnis kommt eine von BMUV und BMWK in Auftrag gegebene Studie.

ine von Bundeswirtschafts- und Klimaschutzministerium (BMWK) und Bundesumweltministerium (BMU) in Auftrag gegebene Prognos-Studie beziffert erstmals die Klimafolgekosten in Deutschland. In die Gesamterhebung sind neben den direkt anfallenden Schäden an Gebäuden und Infrastrukturen oder Ertragsverlusten in Forst- und Landwirtschaft auch Kosten indirekter Schäden, wie verringerte Arbeitsproduktivität, eingeflossen.

Die Autoren weisen darauf hin, dass die tatsächliche Schadenshöhe über den ermittelten Werten liege. Denn nicht alle Extremereignisse, vor allem Stürme und Hagelereignisse, konnten erfasst bzw. betrachtet werden und weitere relevante Wirkungen wie bspw. hitzebedingte Kosten im Gesundheitssystem können nicht unmittelbar einfließen.

Zentrale Ergebnisse

Aus den Erhebungen geht hervor, dass in den vergangenen 22 Jahren in Deutschland jährlich im Schnitt mindestens 6,6 Milliarden an Schäden durch Extremwetterergebnisse entstanden sind; insgesamt knapp 145 Milliarden Euro.

(Quelle: Prognos Studie 2022, S. 12)

Dabei stechen aus dieser Reihe gleich drei Extremwetterereignisse innerhalb der letzten vier Jahre hervor: die außergewöhnlich heißen und trockenen Sommer 2018 und 2019 sowie die verheerende Flutkatastrophe 2021. Alle drei Ereignisse haben insgesamt schon rund 80,5 Milliarden Euro Schadenskosten verursacht.

Unter Hitze und Dürre leiden vor allem die Forst- sowie die Landwirtschaft. Bei Überschwemmungen sind vor allem private Haushalte, das Bauwesen und die Verkehrsinfrastruktur betroffen.

Erste Bewertung der Ergebnisse

Die Studie zeigt die erheblichen direkten finanziellen sowie die indirekten Auswirkungen des Klimawandels für die Menschen, die Infrastruktur, die Industrie, das Gewerbe oder die Forst- und Landwirtschaft auf. Hilfreich dabei ist die Analyse, welche Wirkungszusammenhänge des Klimawandels für eine Berechnung der Schäden geeignet sind und wie diese erfasst werden können.

Die Klimafolgenanpassung wird für Bund, Länder und Kommunen in den kommenden Jahren zu einem zentralen Thema. Die Vorsorge muss im Vordergrund stehen, um Katastrophen und schwere Folgen für die Menschen und erhebliche Schäden an der Infrastruktur zu verhindern. Zu beachten ist, dass sich die Zahlen nicht ins Verhältnis setzen lassen zu den Ausgaben, die Bund, Länder und Kommunen für Klimafolgenanpassungen bereits jetzt aufbringen, da diese Ausgaben nicht in Gänze bezifferbar sind.

Die Studie hilft, dass die notwendigen Maßnahmen zur Klimaanpassung neben dem Klimaschutz mehr in den Blick rücken. Sie dient der Argumentation, dass Bund und Länder die Städte noch stärker bei ihren Anstrengungen unterstützen müssen. Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel finden vor allem auf der kommunalen Ebene statt. Für die Städte ist dabei der Umgang mit Hitze und die Vorsorge durch Hitzeaktionspläne ein wichtiges Handlungsfeld.

Verwertung der Ergebnisse

Die Studie soll einfließen in die Weiterentwicklung der deutschen Klimaanpassungsstrategie und die Erarbeitung eines Klimaanpassungsgesetzes auf Bundesebene. Beides sind wichtige Vorhaben des Koalitionsvertrages.

In einer Anschlussstudie sollen die unter den Vorzeichen des sich fortsetzenden Klimawandels zu erwartenden Schadenssummen und Anpassungsinvestitionen bis 2050 bzw. 2100 untersucht werden. Zudem plant das BMUV eine Methodik für ein Klimaschadens-Kataster zu erarbeiten.

Für Dezember 2022 ist eine Abschlussveranstaltung zu dem Forschungsprojekt geplant, bei der alle Ergebnisse vorgestellt und diskutiert werden sollen.